Vom Exil aus regiert: Puigdemonts Plan. Kataloniens Grenzdrama: Machtspiel oder Symbolpolitik?
Die Welt dreht sich weiter, aber in Katalonien dreht sie sich irgendwie immer ein bisschen schneller – oder zumindest chaotischer. Ich sitze hier und frage mich, ob ich mir das alles nicht einfach nur ausdenke: ein flüchtiger Ex-Präsident in Belgien, eine katalanische Polizei, die plötzlich die Grenzen überwachen soll, und ein spanischer Premierminister, der sich irgendwie immer tiefer in einen politischen Spagat verrennt. Klingt fast wie ein Polit-Krimi, aber nein, das ist die harte Realität in Spanien. Willkommen in der wunderbaren Welt der katalanischen Unabhängigkeitsbewegung.
Carles Puigdemont, der Mann mit dem hartnäckigen Traum von einem unabhängigen Katalonien, sitzt weiterhin gemütlich in Belgien. Naja, gemütlich ist vielleicht übertrieben, aber sagen wir mal: sicher. Während er dort seine Croissants genießt (oder was man in Belgien halt so isst), zieht er fleißig an den Fäden. Denn Puigdemont ist einer, der einfach nicht locker lässt. Wie ein Terrier, der sich in den Hosenbein der spanischen Politik verbissen hat.
Sein neuester Coup? Er versucht, Madrid dazu zu bringen, den Mossos d'Esquadra – der katalanischen Polizei – die Kontrolle über die regionalen Grenzen Kataloniens zu übergeben. Klingt erst mal wie ein ziemlicher Verwaltungsakt. Grenzen überwachen? Das macht doch sowieso die Polizei, oder? Ja, aber nicht ganz. Bisher ist das Sache der Guardia Civil und der Policia Nacional, also der staatlichen spanischen Polizei. Puigdemont will nun, dass die Mossos das übernehmen.
Ich gebe zu, auf den ersten Blick wirkt das wie eine Kleinigkeit. Was macht das schon für einen Unterschied, welche Uniform die Beamten an den Grenzkontrollpunkten tragen? Doch es geht hier um Symbolik. Und Symbolik ist in Katalonien so wichtig wie das Salz in der Paella. Wenn die Mossos die Grenzen übernehmen, würde das aussehen, als ob Katalonien einen weiteren Schritt in Richtung Unabhängigkeit gemacht hat – auch wenn sich in der Praxis nicht viel ändern würde.
Die katalanische Unabhängigkeitsbewegung ist ein Meister darin, aus Symbolen politische Kraft zu ziehen. Erinnern wir uns nur an das Referendum 2017. Madrid hatte es verboten, aber die Katalanen zogen es trotzdem durch – mit Wahlurnen, die teilweise in Auto-Kofferräumen versteckt wurden, um der Polizei zu entgehen. Das Ergebnis war zwar juristisch wertlos, aber politisch eine Bombe. Und genau das versucht Puigdemont jetzt wieder: ein symbolischer Sieg, der ihn und seine Partei stärkt.
Premierminister Pedro Sánchez ist dabei in einer denkbar schlechten Position. Eigentlich müsste er hart bleiben und den Forderungen Puigdemonts eine klare Absage erteilen. Aber die Politik ist selten so einfach. Sánchez braucht die Stimmen der katalanischen Separatisten, um an der Macht zu bleiben. Ohne sie würde seine Regierung wie ein Kartenhaus zusammenbrechen. Und das weiß Puigdemont nur zu gut.
Also spannt der flüchtige Ex-Präsident die Muskeln und macht Druck. Von seinem belgischen Exil aus hat er sich zu einer Art Schattenpolitiker entwickelt, der ständig im Hintergrund wirkt, aber nie ganz verschwindet. Sánchez wiederum scheint bereit, Zugeständnisse zu machen, um an der Macht zu bleiben. Es ist ein Spiel auf Messers Schneide, und die Zuschauer – also wir, das spanische Volk – schauen gebannt zu.
Dabei gibt es natürlich auch die skeptischen Stimmen. Was würde sich wirklich ändern, wenn die Mossos die Grenzen kontrollieren? Würde Katalonien dadurch unabhängiger werden? Wahrscheinlich nicht. Es wäre mehr eine kosmetische Änderung, ein symbolischer Sieg für die Separatisten. Aber in einer Region, in der die Identitätsfrage ständig im Vordergrund steht, ist Symbolik eben entscheidend.
Die Mossos d’Esquadra sind für viele Katalanen ein Stolz. Sie gelten als modern, effizient und nah an den Menschen. Wenn sie nun die Grenzkontrollen übernehmen würden, wäre das ein Signal: Schaut her, wir sind anders als der Rest Spaniens, wir machen unser eigenes Ding. Und genau das will Puigdemont erreichen.
Natürlich hat die Sache auch eine geopolitische Dimension. Spanien ist Mitglied der EU, und Grenzkontrollen sind ein sensibles Thema. Wenn plötzlich eine regionale Polizei statt der nationalen Behörden die Kontrolle übernimmt, könnte das in Brüssel für Stirnrunzeln sorgen. Aber Puigdemont scheint das egal zu sein. Er verfolgt seinen Plan mit der Hartnäckigkeit eines Marathonläufers, der das Ziel vor Augen hat und sich von nichts und niemandem aufhalten lässt.
Und was ist mit den Menschen in Katalonien? Die Meinungen sind wie immer gespalten. Für eine Minderheit ist Puigdemont ein Held, der unermüdlich für die Freiheit Kataloniens kämpft. Für die anderen ist er ein abgehobener Politiker, der sich ins gemütliche Exil gerettet hat und von dort aus seine Spielchen treibt, während die Leute zu Hause mit den echten Problemen kämpfen.
Ich persönlich sehe das Ganze mit einer Mischung aus Lachkrampf und Kopfschütteln. Es ist ein Spektakel, das man kaum erfinden könnte. Und wer weiß, wie es weitergeht? Vielleicht gibt Sánchez tatsächlich nach und übergibt den Mossos die Grenzkontrolle.
Stell euch eine Grenzkontrolle zwischen Bayern und Baden-Württemberg vor... Lachhaft....
Vielleicht bleibt Sanchez hart und riskiert das Ende seiner Regierung. Oder vielleicht passiert etwas ganz anderes, das wir jetzt noch gar nicht auf dem Schirm haben.
Eines ist sicher: In Katalonien wird es nie langweilig. Und ich sitze hier, gespannt wie bei einer neuen Staffel meiner Lieblingsserie, und frage mich, was die nächste Folge bringen wird.
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