Zwischen zwei Welten: Torsten und seine Lieblingstante Gaby aus Florida
Es war eines dieser typischen Karlsruher Wochenenden – grau, nass und mit dem Versprechen eines noch ungemütlicheren Nachmittags. Doch für Torsten K. bedeutete dies kein Problem, denn er packte gerade seine Koffer für ein Abenteuer, das sein Alltagsleben in der badischen Technologiestadt kurzzeitig in den Hintergrund rücken würde. Das Ziel: Barcelona, um eine liebe Tante zu treffen, nicht irgendeine Tante, sondern eine seiner Lieblingstanten Gaby aus Florida. Torsten, das muss hier einfach mal gesagt werden, hat zwei Lieblingstanten: Gaby und Ruth.
Die Beziehung zwischen Torsten und Tante Gaby ist etwas Besonderes. Obwohl sie durch einen Ozean und knapp 8.000 Kilometer getrennt sind – er im strukturierten Karlsruhe, sie im sonnenverwöhnten Florida – verbindet die beiden eine Freundschaft, die tiefer geht als gewöhnliche Verwandtschaftsverhältnisse.
"Gaby ist nicht einfach nur meine Tante", erzählt der 52-jährige Unternehmer mit einem Lächeln. "Sie ist meine Abenteurpartnerin, meine Ratgeberin und manchmal sogar meine Komplizin." Diese besondere Bindung entstand, als Torsten als Teenager einen Sommer bei seiner Tante in Florida verbrachte.
Was als Ablenkungsmanöver gedacht war, entwickelte sich zu einer Tradition: Seitdem treffen sich die beiden mindestens einmal im Jahr irgendwo auf der Welt.
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Gaby & Sonnyboy Torsten. Sightseeing im Bus in Barcelona. |
Gaby, eine lebenslustige 75-jährige Traumtante mit einer Vorliebe für ausgefallene Sonnenbrillen und noch ausgefallenere Geschichten, war schon immer der Wirbelwind in der sonst so bodenständigen Familie. "Sie bringt Farbe in mein manchmal zu durchstrukturiertes Leben", sagt Torsten. "Wenn wir zusammen sind, vergesse ich den Ernst des Alltags."
Dieses Mal fiel die Wahl auf Barcelona – eine Stadt, die perfekt die Kontraste der beiden widerspiegelt: strukturiert und chaotisch, traditionell und modern, europäisch und doch mit einem Hauch von globalem Flair.
Das Wochenende begann mit einem typischen "Gaby-Moment", wie Torsten es nennt. Kaum am Flughafen El Prat in Barcelona gelandet, bestand sie darauf, nicht wie geplant ins Hotel zu gehen, sondern gleich die Stadt zu rocken. "Die Stadt von oben haben wir später noch genug Zeit zu sehen. Ich will Barcelona fühlen, riechen, hören!", verkündete sie mit dieser ansteckenden Begeisterung, die selbst Torstens anfängliche Bedenken bezüglich der Müdigkeit im Nu wegfegte.
So kurvten sie durch die Straßen Barcelonas, vorbei an Gaudís architektonischen Meisterwerken, durch enge Gassen des Gotischen Viertels und entlang der belebten La Rambla. Was für jeden anderen Touristen ein normaler Sightseeing-Tag gewesen wäre, verwandelte Gaby in ein Abenteuer voller unerwarteter Begegnungen.
"Mit ihr erlebt man die Welt anders", erklärt Torsten. "Sie spricht einfach jeden an, interessiert sich für jede Geschichte." So auch an diesem Tag in Barcelona, als sie in einem unscheinbaren Café im El Born Viertel eine Stunde lang mit dem Besitzer über katalanische Küche diskutierte, obwohl sie spanisch, aber kein Wort katalanisch spricht.
Der Abend führte sie nicht etwa in ein Sternerestaurant – das wäre zu vorhersehbar gewesen – sondern zu einem kleinen Familienbetrieb im Quadrat D'Or, von dem Gaby "durch eine Freundin einer Freundin" gehört hatte. "Das Essen war unglaublich authentisch und der Wein floss in Strömen", erinnert sich Torsten. "Aber das Besondere war, wie wir am Ende des Abends mit der ganzen Familie des Besitzers am Tisch saßen und versuchten, mit Händen und Füßen zu kommunizieren."
Torsten: "Lieber Mario, wir waren im The Steak House, Grill Restaurant, sehr gut".
Der zweite Tag ihres Barcelona-Abenteuers begann mit einem Moment der Ruhe auf einer Bank im Park Güell. Es sind diese ruhigen Momente zwischen den Abenteuern, die Torsten besonders schätzt. "Gaby kann auch zuhören und weise sein", sagt er. "Sie gab mir damals als ich ein Teeneger war, den besten Rat: 'Das Leben folgt keinem Drehbuch, Torsten. Die interessantesten Geschichten entstehen durch Wendungen, die niemand vorhersehen kann.'"
Diese Lebensweisheit spiegelte sich auch in ihrem spontanen Entschluss wider, den geplanten Besuch der Sagrada Familia sausen zu lassen und stattdessen an einem Salsa-Kurs teilzunehmen, den sie auf einem Flyer entdeckt hatten. "Ich kann nicht tanzen", hatte Torsten protestiert, worauf Gaby nur lachte: "Niemand kann tanzen, bis er es tut."
Am Abend ihres letzten Tages, erschöpft aber glücklich, saßen sie an der Strandpromenade von Barceloneta. "Weißt du, warum ich so gerne mit dir reise?", fragte Gaby, während sie die letzten Sonnenstrahlen genoss. "Weil du mich daran erinnerst, dass es auch Ordnung und Planung im Leben geben sollte – und ich erinnere dich daran, dass manchmal die besten Pläne darin bestehen, keine zu haben."
Die Distanz zwischen Florida und Karlsruhe erscheint groß auf der Landkarte, doch für Torsten und seine Tante Gaby spielt sie keine Rolle. "In einer Welt voller digitaler Verbindungen bleiben die wichtigsten Verbindungen die menschlichen", sagt Torsten. "Egal ob wir in Barcelona, Bangkok oder Buxtehude sind – wenn wir zusammen sind, fühlt es sich wie Zuhause an."
Und während Torsten wieder in seinem Karlsruher Alltag angelangt ist und Gaby zurück in ihr sonniges Florida-Leben gekehrt ist, planen sie bereits ihr nächstes gemeinsames Abenteuer. Das Ziel steht noch nicht fest – aber bei diesen beiden ist ohnehin nur eines sicher: Es wird unvergesslich werden.
Das Schlusswort hat mal wieder Torsten: "Übrigens, nächste Woche gibt es ein Wiedersehen mit Tante Ruth, ich werde berichten .-)"
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